Wie eine Idee entstand
Ich habe schon länger mit einem Van/Bus geliebäugelt. Die ersten Erfahrungen mit Schlafen im Auto oder Campen im Zelt haben wir bereits gesammelt.
Es sollte nun größer, geräumiger und ohne Umbaumaßnahmen jederzeit spontan einsetzbar sein. Je mehr ich mir Reise-Vlogs von Vanlifern, Van-Ausbauvideos angeschaut und mich mehr mit dem Thema beschäftigt habe, um so mehr war ich von der Idee begeistert.
Maja davon zu überzeugen war recht einfach. Sie sagte zu meiner Idee einfach nur: mach!
Also fing ich an diverse Gebrauchtwagen-Portale zu durchstöbern und machte mir langsam ein Bild von einem Katenwagen, der für uns optimal wäre. Der Van sollte möglichst Stehhöhe haben, nicht schwerer als 3,5t sein und nicht mehr als 5.000 € in der Anschaffung kosten.
5. Januar 2021
Ende 2020 haben wir endlich den Betrag zusammengespart und die Suche nach dem passenden Fahrzeug wurde ernster.
Bei einem Gebrauchtwagenhändler in Bochum Wattenscheid fand ich einen silbernen Ford Transit Kastenwagen, den ich mir vor Ort anschauen wollte, also fuhr ich hin. Leider hatte der Händler wegen Corona geschlossen und so schaute ich mir einige Fahrzeuge von außen an. Der Transit sah vielversprechend aus. Ich vereinbarte am 5. Januar einen Besichtigungstermin und eine Probefahrt.
Leider wurde ich vor Ort enttäuscht. Der Händler kam zu spät, das Fahrzeug war nicht vorbereitet und sprang nicht an. Genervt wollte ich kehrt machen und dann sah ich hinter dem Gebäude einen silbernen Ford Transit Bus stehen. Der Händler meinte, der ist neu hinzugekommen und noch nicht inseriert. Der Bus hat es mir angetan. Von außen war er recht gut in Schuss für sein Alter und hatte rundum Fenster, Einzelsitze in der Fahrerkabine, ein Trittbrett, eine Klimaanlage und eine Rückfahrkamera.
Der Händler reagierte schnell, holte den Schlüssel, fuhr den Wagen raus, so dass ich ihn mir vernünftig anschauen konnte und ermöglichte eine Probefahrt.
Hm, wie gesagt, irgendwie habe ich mich in den Bus verliebt. Jetzt schnell meinen Schatz anrufen und von dem Bus überzeugen. Geld für die Anzahlung ausgezahlt und den Kaufvertrag abgeschlossen. Jupi, wir sind ab nun die neuen Besitzer des 19 Jahre alten Ford Transit.
Der Umbau
1. Schritt - Alles muss raus
Nachdem ich Sitze, Bodenanker, Rampe, Wand- und Dachverkleidung und die Bodenplatte entfernt habe, kam die blanke Karosserie zum Vorschein, leider auch einige Roststellen und Löcher.
Es musste also zuerst die Karosserie in Stand gesetzt werden, was recht viel Zeit in Anspruch nahm. Da ich bislang keine praktische Erfahrung mit Schweißen hatte, fand ich eine Alternative. Ich verschloss die Löcher im Blech mit Hilfe von Glasfasergewebe und 2 -Komponenten-Spachtelmasse.
So, jetzt nur noch die Roststellen abschleifen und versiegeln.
Die Fahrerkabine ist fertig restauriert. Ich wage mich an das erste Loch in der Karosserie. Es soll eine Außensteckdose für den Anschluß an Landstrom installiert werden.
Der Boden
Ich habe mich entschieden die Bodenplatte an die Karosserie zu kleben und nicht zu schrauben. Zuerst habe ich Holzlatten mit Sikaflex 221 an die Karosserie geklebt. Danach habe ich den Freiraum zwischen den Latten mit 25mm Armaflex gedämmt und die Verlegeplatten mit Holzschrauben direkt an die Latten verschraubt.
Als Bodenbelag haben wir uns für PVC-Boden in Holzbrettoptik entschieden. Mir war es wichtig, dass im Falle eines Wasserlecks, das Wasser nicht in die Bodenkonstruktion einsickern kann. Durch den PVC-Belag haben wir eine durchgehende Fläche. Den Belag habe ich an den Seiten und Ecken ein paar Zentimeter hochstehen lassen, damit auch dort kein Wasser eindringen kann.
Bevor der Belag vollflächig verklebt wird, werden noch die Fugen und Schraubkopf-Einlässe mit Feinspachtelmasse verspachtelt, damit alle Unebenheiten ausgeglichen sind und sich durch den Belag nicht durchdrücken.
Die Dämmung
Wie man bereits auf den oberen Fotos sehen kann, habe ich parallel angefangen die Wände des Vans zu dämmen und ein paar Stromleitungen zu verlegen.
Bei der Dämmung habe ich mich für Mineralwolle-Platten für die Hohlräume und selbstklebendes Armaflex für die Flächen und blanken Blechteile entschieden.
Zuvor habe ich alle großen Blechteile mit Alubutyl beklebt, es dient zur Schallisolierung.
Die Decke
Für die Deckenverkleidung habe ich Profilholz verwendet. Als Unterkonstruktion habe ich schmale Bretter mit Blechschrauben direkt an die Deckenholme befestigt. Damit man von außen keine Schraubköpfe sieht habe ich zur Befestigung der Profilhölzer geeignete Krallen verwendet und diese an die Unterkonstruktion mit kurzen Holzschrauben geschraubt.
Für die Beleuchtung habe ich RGB-LED Einbaustrahler in zwei Stromkreisen verwendet, vier Spots für den Wohnraum und drei Spots für den Eingangs- und Küchenbereich.
Die Wand- und Türverkleidung
Für die Verkleidung der Wände und Türen habe ich ebenfalls Profilholz verwendent. Die Nut- und Feder-Bretter sind wie die Decke mit Krallen an die Unterkonstruktion verschraubt.
Ich habe mir ein wenig den Kopf zerbrochen wie ich die Fensterbänke bzw. die Hohlräume um die Fenster herum verkleiden kann. Die Schwierigkeit bestand bei den runden Ecken der Fenster. Ich überlegte mir mit 3mm starken Hartschaumplatten zu arbeiten. Der Vorteil bei diesem Material ist, dass man es leicht mit einem Teppichmesser schneiden und mit Heißfön einfach in Form bringen kann. Diese Form bleibt nach dem Abkühlen erhalten. Die Kanten habe ich mit weißen Kunststoff L-Profilen 15x15mm verklebt. Diese Profile lassen sich ebenfalls unter Hitze in gewünschte Form bringen.
Die Heizung
Zum Heizen des Vans haben wir uns für eine Diesel-Standheizung, der Autoterm Air Planar 2D mit 2 KW, entschieden. Den Platz findet die Heizung unter dem Küchenblock. Dafür habe ich in dem Bodenblech ein rechteckiges Loch gesägt. Um die Kraftstoffleitung für die Heizung an den Dieseltank anschließen zu können, musste zuerst der Tank abgenommen werden. Die Kraftstoffleitung habe ich an den dafür vom Hersteller vogesehenen Anschluss am Tankabnehmer angeschlossen. Somit ist gesichert, dass die Heizung nicht den ganzen Diesel leerzieht. Zwei Heizluft-Ausläße habe ich in die linke Bank-Box eingebaut. Damit läßt sich der ganze Wohnraum aufheizen, auch wenn das Bett gemacht ist.
Die Elektrik
Die Stromversorgung im Van habe ich mit zwei Stromkreisen geplant, 12V und 230V. Als Stromspeicher dient mir eine Lithium LiFeP04 Batterie mit 100 Ah. Sie hat den Vorteil, dass Sie im Vergleich zu Bleibatterien ein geringeres Gewicht hat und man sie fast komplett entleeren kann (bei Bleiakkus nur ca. 50-60% der Kapazität). Auch der maximale Dauerentladestrom liegt bei dieser Batterie bei 150A.
Die Batterie kann über Solar, über Landstrom oder beim Fahren über die Lichtmaschine geladen werden. Den Ladestand kann man bequem über eine Smartphone App überwachen.
Die gesamte Innenraum-Beleuchtung, 12V Steckdosen, der Dachluken-Ventilator und die USB-Ladebuchsen werden über 12V gespeist. Für die 230V-Stromversorgung ist ein 1500 Watt Wechselrichter mit einer echten Sinuskurve im Einsatz. Darüber wird der Kühlschrank, das Induktionskochfeld und drei 230V-Steckdosen versorgt.
Beide Stromkreise sind über Sicherungen und FI-Schalter abgesichert.
Das Bett
Unser Bett ist gleichzeitig auch die Sitz- und Essecke. Zuerst habe ich die beiden Bank-Boxen gebaut. Hierfür habe ich eine Konstruktion aus Latten gebaut und dann die Wände und Sitz- und Liegefläche mit Pappelsperrholz verkleidet. Am Kopfende ist eine mobile Staubox vorgesehen, die die Sitzfläche zu einem U erweitert. Damit finden bis zu 5 Personen bequem Platz am Tisch. Die seitlichen Boxen dienen als Stauraum und können über zwei Deckel Be- und Entladen werden. Die hinteren Deckel können stufenweise aufgestellt werden und dienen gleichzeitig als Rückenlehne in der Couch-Funktion.
Der Tisch dient in der Bettfunktion als das Brett zwischen den beiden Sitzbänken. Ein weiteres Brettstück schließt die noch offene Lücke. Die Liegefläche beträgt dann 1,60 m x 1,95 m.
Die Sitzpolster/ Matratze
Als Liegefläche steht uns eine Fläche von 1.60 m x 1.95 m zur Verfügung. Für die Polster bzw. die Matratze haben wir eine handelsübliche Matratze in mittlerer Härte entsprechend zugeschnitten und die fünf Teile mit einem Polsterstoff bezogen. Die Bezüge haben wir selbst geneht und mit Reißverschlüssen versehen.
Die Küche
Die Planung der Küche erwies sich etwas schwierig. Es sollte ein handelsüblicher 230V Kühschrank, eine große Spüle mit echter Küchenarmatur, ein zweiflammiges Induktionskochfeld, der Frischwassertank und die Abwassertanks und der Stauraum für unseren Campingtisch und Campingstühle untergebracht werden.
Da wir auf unsere komfortablen Campingstühle und den Tisch nicht verzichten wollten, diese aber groß und sperrig sind und bei dem geplanten Wohn-Layout mit der Sitz- und Schlafecke keinen Platz fanden, musste eine andere Lösung her.
Wir entschieden uns eine Art kleiner Garage in den Küchenblock zu integrieren. Zuerst musste also dafür die Box gebaut werden, damit später die Küchenschränke drum herum angepasst gebaut werden konnten.
Die Arbeitsplatte habe ich aus 27mm starken Leimholzplatte aus Buchenholz gefertigt und das Induktionskochfeld nahtlos eingelassen.
Als Nächstes waren die Schubladen und die Fronten an der Reihe. Die Schubladen sind auf selbsteinziehenden Auszügen gelagert mit Softclose-Funktion.
Da sich Holz bei Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen verzieht, habe ich mich bei dem Bau der Fronten für Mitteldichtefaserplatte (MDF) entschieden.
Für zusätzlichen Stauraum in der Küche habe ich zwei Hängeschränke gebaut. Darunter befindet sich eine 12V Leuchte, die durch Berührung eingeschaltet wird.
Die Wasserversorgung
Ich habe einen 50 Liter Frischwassertank und zwei 20 Liter Abwassertanks für die Wasserversorgung verbaut, diese finden direkt unter dem Spülbecken Platz. Der Fritschwassertank läßt sich bequem über einen Einfüllstutzen/Tankdeckel mit Gardena-Anschluss hinter dem Fahrersitz befüllen. Zum Ansaugen des Wassers dient eine Membran-Druckwasserpumpe mit dahinterliegendem Druckspeicher. Mit diesem System konnte ich eine handelsübliche Küchenarmatur verbauen. Die Pumpe kann mit einem Schalter am Seitenpanel ein- und ausgeschaltet werden und läuft nur wenn der Druck im System abfällt, also wenn die Armatur geöffnet wird.
Als Ablauf verwende ich ein Syphon und einen flexiblen Schlauch, der in den Abwasserkarnister gesteckt wird. Ist ein Abwasserkarnister voll, kann der Schlauch einfach in den zweiten Abwasserkarnister gesteckt werden. Die Abwasserkarnister werden zum entleeren herausgenommen und können flexibel ausgeleert werden.
Warmwasserbereitung war am Anfang zwar geplant aber Aufgrund von Lieferschwierigkeiten des Boilers zuerst auf später verschoben. Wir stellten jedoch fest, dass uns das warme Wasser im Alltag gar nicht fehlt und wir den Boiler nicht mehr brauchen. Wenn wir mal warmes Wasser benötigen, z.B. zum Duschen/Waschen, dann kochen wir uns Wasser in unserem Wasserkessel über das Induktionskochfeld.
Die Schränke
Die Korpusse der Hängeschränke habe ich aus 16mm Kiefernsperrholz gebaut. Die Holzteile sind mit Holzschrauben verbunden, die Schraubköpfe versenkt und zugespachtelt. Die Schranktüren werden nach oben geöffnet und mithilfe von Federscharnieren bleiben diese selbstständig geöffnet und unter Spannung geschlossen. Eine weitere arretierbarkeit der Türen währen der Fahrt ist daher nicht erfoderlich. Die Schranktüren sollten atmungsaktiv sein. Um der staunenden Hitze gute Temeperaturregulierbarkeit zu ermöglichen haben wir die Türen mit dem selben Polsterstoff bezogen, den wir bereits für unsere Sitz- und Schlafpolster verwendet haben. Als Rahmen habe ich hier ebenfalls die MDF-Platten verwendet.
Die Hängeschränke sind an die Holme der Karosserie an der Decke und an der Wand mit sebstbohrenden Blechschrauben verschraubt.
Den Stauraum über der Fahrrerkabine habe ich mit einer Profilholz-Wand verschlossen und mit einer Klappentür versehen, die ebenfalls mit Federscharnieren gehalten wird.
Die Tiolette
Als Toilette habe ich mich für eine Trocken-Trenn-Toilette entschieden. Hier wird das Flüssige vom Festen durch einen Abscheider getrennt. Dadurch muss keine Chemie eingesetzt werden und es entstehen weniger unangenehme Gerüche. Das Flüssige kann z.B. in einer Toilette entsorgt werden und das feste landet in einer Tüte und kann im normalen Restmüll entsorgt werden.
Für den Bau der Toilette habe ich mir einen Abscheider mit Sitz und Deckel, einen Eimer und einen Urintank bestellt. Die Toilette findet Platz unter der Sitzbank und kann leicht herausgezogen und überall dahin gestellt werden, wo man sie braucht.
Maja stand dem Trocken-Trenn-Klo am Anfang recht skeptisch gegenüber, da sie Aufgrund der weiblichen Anatomie Bedenken hatte, ob das Trennen des Kleinen und Großen so wirklich funktioniert. Nach über einem Jahr der Nutzung kann ich sagen, ja es klappt.
Der fertige Ausbau
Der Ausbau hat ca. ein halbes Jahr Zeit in Anspruch genommen. Wir konnten die ersten Erfahrungen mit dem Van bereits im Mai 2021 sammeln. Es fühlt sich so gut an, ein eigenes kleines Zuhause immer dabei zu haben und jeden Morgen mit einer neuen Aussicht aufzuwachen.
Hier ein paar Impressionen. Eine richtige Roomtour folgt bald.
Schreibe einen Kommentar